Roberto Sigismondi (36) kommt aus Melano und wohnt in Bern. Er läuft und ist Triathlet. Wir haben den Gastronomen zum Laufgespräch getroffen.
Wie bist du Läufer geworden.
Dank einer meiner Aushilfen. Ich bin 2013 nach Bern gekommen und habe Antonio kennen gelernt. Trotz Studien-Stress, Arbeit und Partys kann er den Grand Prix von Bern unter einer Stunde laufen oder gewinnt in seiner Kategorien z.B. die Gurten Classic. Wenn er trotz all den Belastungen Sport auf diesem Niveau machen kann, dann habe ich keine Ausreden.
Damals war ich 80 Kilo schwer. Mit Training und Gedult wiege ich heute noch 68 Kilo.
Was magst du am Laufen?
Die Ruhe. Beim Training in der Stadt ist es manchmal schwer oder fast unmöglich ohne Stress zu laufen. Bern bietet aber auch ruhige Strecken. Am besten ist es, wenn Beine und Kopf zusammen spielen und man den Lauf der Zeit einfach vergisst. Abschalten und ein Schritt nach dem anderen.
Wie läufst du normalerweise?
Es hängt vom Wettkampf ab! Wenn ich mich auf einen Triathlon vorbereite, dann mache ich oft Speed-Training. Bei der Marathon-Vorbereitung ist vor allem die Ausdauer im Mittelpunkt. Einfach 3 Stunden laufen. Jetzt bereite ich mich für den Survival Run, den Kerzerslauf und den Wallisellen Triathlon vor. Also sind momentan Speedwork und Sprints ein Bestandteil. Das Tempo variert zwischen 4.15 und 4.50.
Hast du eine Lieblingsrunde?
Ich laufe gerne von Köniz auf den Gurten, die GP-Strecke und im Bremgartenwald.
Läufst du alleine oder mit Freunden?
Allein. Ich brauche meine Ruhe. Ich bin in die Gastronomie tätig, habe den ganzen Tag mit Leute zu tun. Laufen hilf mir meine Batterien aufzuladen.
Bist du Mitglied einer Laufgruppe?
Ich werde von Ticino Coaching gecoacht. Der Gründer ist Igor Nastic, mehrmals für Kona qualifiziert und Swim Runner. Seine Tipps und seine Pläne sind nicht nur persönlich, sondern vor allem herzlich und warm. Nicht einfach eine Excel-Tabelle zum Download. Wir hören uns regelmässig am Telephon oder auf WhatsApp.
Hast du Vorbilder?
Ich habe schon ein paar Vorbilder. Jesse Thomas ist zum Beispiel ein Triathlete, den ich bewundere. Auch Nicola Spirig. Beim Laufen bewundere ich die Letzten. Die leiden, sterben zum Teil fast. Und trotzdem ziehen sie durch. Nie aufgeben, immer ans Ziel kommen!!! Und nicht zum vergessen die Senioren an den Marathons. Die sind 70 und älter und finishen immer noch Marathons. Das ist genial. Respekt!
Wie organisierst du dein Training?
Mein Training wird durch den Arbeitsplan bestimmt. Ich bin stellvertretender Geschäftsführer in einem Restaurant mitten in der Stadt Bern. Als Triathlet muss ich neben Laufen auch Schwimmen und Velofahren. Ich poste jede Woche meiner Arbetisplan auf der Mitdna Platform und Igor stellt dann den Trainingsplan zusammen. Während die Woche sind es oft kleinere Einheiten. Z.B. 60min Sprint-Übungen, 30min Schwimmen, 30min Spinning, 60min Mountainbike usw. Wenn ich frei habe, sind so genannte „Bricks“ geplant. Heisst, dass ich zwei oder drei Disziplinen üben den Tag trainiere.
Misst du deine Läufe mit einer GPS-Uhr oder einer App
Ich habe eine Garmin, die als „Sekretärin“ dient. Sie ist ein Hilfsmittel. Aber ich bin kein Maniac. Ich poste nicht nach jedem Training.
Was ist deine Lieblings-Trainingseinheit?
Schwimmen und Laufen. Vorallem im Sommer. 60Minuten Schwimmen im Marzilibad. Dann Schuhe anziehen und los auf die GP-Strecke.
Was hat dich das Laufen gelehrt?
Laufen und Wettkämpfe haben mir eine sehr wichtige Sache gelehrt: Entscheidungen treffen!
Und die Verantwortung dieser Entscheid zu tragen. Oft muss man im Wettkampf Entscheidungen treffen. Strategie, Notfall-Situationen, schnell reagieren. Was mache ich, wenn ich mich nicht gut fühle? Wie entscheide ich mich, wenn eine Verletzung droht? Soll ich hinter einem Athleten bleiben oder überholen? Wann soll ich das Tempo erhöhen ohne in einen Hammer zu laufen? Im Triathlon kommt auch noch das Timing der Verpflegung dazu. Egal wie du dich entscheidest. Du trägst alleine die Verantwortung. Und keine Entscheid treffen kommt meistens einer Aufgabe gleich.
Hörst du beim Laufen Musik?
Ich bin ein Metal-Head. Beim Training höre ich immer Musik (Heavy Metal, Punk, Hardcore usw.). Beim Wettkampf nie. Und zwar weil esunfair gegenüber den Sanitäter wäre. Wenn die bei einem Unfall nicht vorwärts kommen, weil ein Athlet sie wegen der Musik nicht hört, dann wäre das nicht cool. Auch habe ich schon öfter nicht überholen können, weil der Athlet vor mir Musik hörte und mich nicht wahr nahm. Musik beim Training JA. Musik im Wettkampf NEIN.
Welches sind deine nächsten Ziele?
Ich träume von der olympischen Distanz. Und diesen Traum werde ich mir schon dieses Jahr erfüllen. Dazu früh in der Saison in Zürich einen Marathon laufen und die mittlere Distanz der Scenic Trail in Lugano. Und wahrscheinlich fahre ich mit dem Rad die kleine Tortour (500km) und die 24h de la Birse in Jura.