„Weniger ist manchmal mehr!“

Martina Berger (31) wohnt im schönen, sonnigen Ausserberg im Wallis. Wir haben die wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung in Zollikofen zum Laufgespräch getroffen.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Wie bist du zum Laufen gekommen?

Von 6 bis 19 war ich mit Leib und Seel als Turnerin aktiv und verbrachte viele Stunden in der Turnhalle. Als ich mit 19 das Gymnasium beendete, entschied ich mich für ein Zwischenjahr. Mit Aufenthalten im Ausland und der Westschweiz war ein regelmässiges Training in unserem Kunst- und Geräteturnverein nicht mehr möglich. In dieser Zeit entdeckte ich das Laufen: Es ermöglichte mir, meine Bewegungsfreude immer und überall auszuleben. Ich brauchte einzig ein paar Laufschuhe in meine Koffer zu packen und somit war ich überall mobil.

Was magst du am Laufen?

Mir gefällt am Laufen, dass ich es immer und überall tun kann, dass ich an der frischen Luft bin, verschiedenste Wetterstimmungen und Kulissen erlebe, meine Emotionen regulieren und mich frei fühlen kann.

Wie läufst du normalerweise (Dauer, Tempo)?

Da ich alles andere als eine geborene Sprinterin bin, mag ich lange, aber „gemütliche“ Läufe. Als Bergverliebte mit Wohnsitz im schönen Ausserberg im Wallis liebe ich zudem verspielte Bergwägli und ein stetes Auf und Ab. Trailrunning passt perfekt zu meinen Vorlieben und meiner Person.

Hast du eine Lieblingsrunde?

Für mich ist die Abwechslung das Schönste…Die Wanderwege rings um Ausserberg, besonders die verspielten Wegli an den Suonen entlang, gefallen mir besonders.

Läufst du alleine oder mit Freunden?

Meist laufe ich alleine und höre dazu Musik. So komme ich völlig ins Flow (je nach Musik muss ich manchmal aufpassen, dass ich nicht mehr am Tanzen als am Laufen bin;)). Aber auch das Laufen mit Freunden mag ich sehr gut: Dies bringt stets eine willkommene Abwechslung.

Bist du Mitglied einer Laufvereinigung/Laufgruppe?

Nein, bisher nicht. Ich bin liebend gerne morgens unterwegs. Den Tag mit Sport zu beginnen, bedeutet mir sehr viel. Es verleiht mir die nötige Ruhe und Gelassenheit (sonst bin ich noch lebendiger, als ich ohnehin schon bin). Die meisten Laufvereinigungen/Laufgruppen finden leider am Abend statt.

Hast du Vorbilder im Laufen?

Es gibt viele verschiedene Läufer und Läuferinnen, die ich für ihre Leistungen und/oder ihren eleganten, leichtfüssigen Laufstil bewundere.

Wie organisierst du dein Training? Wie passt das Training in deinen Tagesablauf?

Ich versuche wenn immer möglich mein Training morgens zu absolvieren. Wie bereits gesagt, ist ein Start in den Tag mit Bewegung etwas sehr wichtiges für mich. In der Zwischensaison trainiere ich nach Lust und Laune…wenn ich mich auf einen Lauf vorbereite, dann beginne ich 12 Wochen vor dem Wettkampf mit einem auf meinen Alltag abgestimmten Trainingsplan von Patrick Flückiger (für mich der beste Runningtrainer, den ich mir wünschen könnte).

Misst du deine Läufe/Distanzen/Zeiten mit einer App oder GPS-Uhr? Und wenn ja, mit welchem Programm?

Ich messe meine Läufe mit den Grundeinstellungen der Suunto Ambit, ehm, weiss gar nicht genau, ob es nun die Ambit 1, 2 oder 3 ist…Hauptsache ich sehe die Höhenmeter, Distanz und Pace…

Was ist deine Lieblings-Trainingseinheit?

Schwierig zu sagen. Mir macht die Abwechslung Spass: Mal lange und gemütlich, mal etwas schneller und kürzer, mal ein Intervalltraining, mal eine Hochtour…Zudem kommt es auch auf meine Tagesform an.

Was hat dir das Laufen gelehrt?

Weniger ist manchmal mehr! Nach mittlerweile 9 Ermüdungsbrüchen in den Mittelfussknochen, im Schienbein und im Wadenbein hat es mich gelehrt, auf meinen Körper zu hören und ihm die nötigen Pausen zu gönnen. Ich brauchte lange, bis ich mich traute, mein theoretisches Wissen über die Bedeutsamkeit der Regeneration auch in die Praxis umzusetzen. Heute ist mir nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis klar, dass bewusste Pausen meine Leistungen nicht schmälern, sondern unterstützen.

Hörst du beim Laufen Musik? Wenn ja, was hörst du?

Jaaaaaaaaaa, ich liebe es! Das ist sehr unterschiedlich, je nach Lust und Laune. Von Pop über Elektro, Techno, House, Goa bis hin zu Oldies ist alles dabei.

Welches sind deine Ziele im Laufen? Gibt es z.B. einen bestimmten Lauf, den du mal machen möchtest oder eine Zeit die du erreichen willst?

Eines meiner grossen Projekte habe ich gerade am 15./16. Juli 2017 erreicht: Ich konnte den Eiger Ultra Trail E101 (101km und 6700hm auf- und abwärts) erfolgreich in 20h 16 absolvieren. Das war eine unglaublich tolle, bereichernde Erfahrung. Aufgrund meiner Probleme mit den Mittelfussknochen und aufgrund meines Impingement im Hüftgelenk ist es alles andere als selbstverständlich, dass mein Körper die Trainingsumfänge der Vorbereitungsphase mitgemacht hat. Ich bin daher meeeega happy (denn schon so oft wurde ich aufgrund der Ermüdungsbrüche oder des Impingement in der Hüfte bezüglich meiner Ziele ausgebremst).