„Erfolgreich kann man nur sein, wenn man bereit ist Opfer zu bringen.“

Roger Riegendinger (35) wohnt in Gümligen. Momentan ist Matthew Centrowitz Jun, der aktuelle 1500m-Olympiasieger, sein Lieblingsläufer. Wir haben den Leiter Marketingkommunikation INTERSPORT Schweiz AG zum Laufgespräch getroffen.

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Wie bist du Läufer geworden?

Sport hat mich bis zu meinem 10. Lebensjahr nicht wirklich interessiert. Mein hoher Süssigkeiten-Konsum hat sich dann irgendwann bemerkbar gemacht und so musste ich meinen Vater, der zu diesem Zeitpunkt ambitionierter Triathlet war, in die örtliche Laufgruppe begleiten. Das Training gefiel mir zuerst überhaupt nicht und auch mein erstes Rennen war mit dem zweitletzten Platz beim Hallwilersee-Schülerlauf ein Desaster. Aber da wurde etwas ausgelöst, was mich motivierte, mich als Läufer ständig verbessern zu wollen.

Was magst du am Laufen? 

Die Ehrlichkeit! Diese Sportart reduziert sich neben der komplexen Trainingssteuerung auf deinen Fleiss und deine innere Einstellung. Was man investiert, bekommt man zurück.

Wie läufst du normalerweise (Dauer, Tempo)?

Sofern ich gesund bin, was in den letzten 2,5 Jahren leider wenig der Fall war, absolviere ich Dauerläufe zwischen 10 – 20km in einem Tempo von 4.00 bis 4.30min./km, je nach Topografie der Strecke. Die Longjogs gehen teilweise bis 30km.

Hast du eine Lieblingsrunde

Meine erste Laufrunde, die ich in Bern absolvierte, führte mich vom Schönausteg zur Augutbrücke und zurück. Auch bald 20 Jahre später ist dies immer noch meine absolute Lieblingsrunde.

Läufst du alleine oder mit Freunden? Läuft deine Partnerin mit dir?

Intervall-Trainings absolviere ich gerne in der Gruppe, da die Gruppendynamik förderlich sein kann. Die Dauerläufe, welche ich während meiner Tätigkeit im Sportfachhandel jeweils morgens absolvierte, lief ich zu 90 % alleine und ich genoss es auch, Zeit für mich zu haben. Meine Partnerin begleitet mich während den Sommermonaten teilweise mit dem Fahrrad.

Bist du Mitglied einer Laufvereinigung/Laufgruppe?

Klar, dem ST Bern. U. a. wurden wir im Team Cross-Schweizermeister.

Hast du Vorbilder im Laufen?

Ich hatte das Glück, dass ich während meiner ganzen Läuferkarriere immer wieder die Wege von Weltklasseläufern kreuzen durfte. In der Jugendzeit waren Markus Ryffel und Sebastian Coe meine grossen Vorbilder, deren Biografien verschlag ich regelrecht. Als Junior durfte ich mit André Bucher trainieren und als Erwachsener konnte ich hier in Bern mit Christian Belz meine Runden absolvieren, zudem war ich im Unternehmen von Markus Ryffel tätig und hatte meine Vorbilder somit ständig um mich herum. Ein echtes Privileg, wie ich finde. Aktuell bin ich sehr angetan von Matthew Centrowitz, dem 1500m Olympiasieger von Rio. Er zeigt, dass der Laufsport (Mittelstrecken) ziemlich cool sein kann.

Wie organisierst du dein Training? Wie passt das Training in deinen Arbeitsalltag.

In der Regel trainiere ich unter der Woche 3x vor der Arbeit zwischen 7.00 und 9.00 Uhr und 2x abends, diese Termine sind fix im Outlook als „Me time“ eingetragen. An den Wochenenden wird auch eher morgens mit Kollegen trainiert, damit man noch was vom Tag hat.

Misst du deine Läufe/Distanzen/Zeiten mit einer App oder GPS-Uhr?

Ich zeichne meine Läufe mit einer Garmin GPS-Watch auf, bin aber kein grosser Upload-Fan. Nach dem Training kontrolliere ich die Pace und Distanz und lösche die Einheit danach wieder. No App! Das Smartphone bleibt beim Training IMMER zu Hause, darum gibt es u. a. auch keine Trainings-Selfies von mir. Ich möchte die Zeit bewusst in der Natur verbringen und mich nicht von zu vielen technischen Gimmicks ablenken lassen.

Was ist deine Lieblings-Trainingseinheit?

Kurz und knapp: Bahntraining 12x400m mit 60Sek. Trabpause dazwischen. Laktat-Flash garantiert.

Was hat dir das Laufen gelehrt?

Erfolgreich kann man nur sein, wenn man bereit ist Opfer zu bringen. Dies gilt für das Berufsleben genauso wie für den Sport. Kämpfe um das, was dir wichtig ist und gib niemals auf, auch wenn deine Geduld auf die Probe gestellt wird.

Hörst du beim Laufen Musik? Und wenn ja, was?

Während dem Laufen höre ich keine Musik. Vor Wettkämpfen dröhne ich mich mit Rock-Musik zu. Von AC DC, über CCR bis zu den Rolling Stones. Hauptsache kräftige Gitarrenriffs

Welches sind deine Ziele im Laufen? Gibt es z.B. einen bestimmten Lauf, den du mal machen willst?

Nach 2 Operationen in den letzten beiden Jahren und insgesamt 13 Monaten, in denen ich nicht laufen konnte, kämpfe ich mich langsam wieder zurück. Kleine Rückschläge im diesjährigen Aufbau verhinderten es, dass ich in einen regelmässigen Trainingsrhythmus gekommen bin. Aufgeben liegt jedoch nicht in meiner Natur und so möchte ich 2017 mit einem Aufbau beginnen, welcher mich ab 2018 wieder ambitioniert Rennen laufen lässt. Gerne würde ich noch vor 40 den New York Marathon finishen. Aber vorerst werden kleinere Brötchen gebacken. Wenn ich es schaffe am 31.12.2017 beim Gippinger Stauseelauf (mein Lieblingslauf) wieder in Form am Start zu stehen, dann sollte die Mission erfolgreich verlaufen.