Heiko Bartlog (42) kommt aus Berlin. Wir haben den Agile Coach, dessen Freundin Gerda übrigens seine Lieblingsläuferin ist, zu einem Laufgespräch getroffen. Heiko wird am Sonntag am Berlin-Marathon als Wasserträger für Gerda mitlaufen.
Heiko, wie bist du Läufer geworden?
Eigentlich war ich schon immer Läufer, in der Grundschule machten mir 800m Wettkämpfe ziemlich Spaß. Irgendwann nahm mich mein Bruder (Burkhard ist 16 Jahre älter als ich, er war damals kein übler 100m Sprinter) mit zum „Waldlauf“, wie wir es damals nannten – ich muss zugeben, dass ich daran erst einmal eher wenig Spaß hatte: Nach etwa 10 Minuten ging mir immer die Luft aus … Während meiner Schulzeit war ich zwar im Leichtathletik-Verein, aber die Waldläufe zum Aufwärmen waren nicht gerade meine Lieblingsdisziplin. Während des Studiums war es dann so, dass ich quasi zum Quartalsläufer wurde – immer wenn es mir schlecht ging, fing ich wieder zu laufen an – sobald ich mich wieder fit fühlte, ließ ich es schleifen – und so weiter und so fort … Und genau so ging das auch im Job weiter. Dennoch bin ich (phasenweise) dran geblieben, weil mir das Laufen einfach gut tat. Und als vielreisender Unternehmensberater ist Laufen auch ideal – ein paar Laufschuhe, ein Shirt und eine Hose passen in jeden Business Kasper-Koffer 😉Vom Quartalsläufer zum Läufer wurde ich dann im Alter von knapp 30 Jahren. Meine Freundin und ich gingen eines Sonntags in Frankfurt am Main spazieren und wurden eher zufällig Zuschauer des Frankfurt-Marathons. Irgendwie fand ich das spannend – wäre das auch etwas für mich? Würde ich das schaffen? Zwei Kollegen ging es ähnlich und wir entschlossen uns, ein Jahr später gemeinsam den Frankfurt-Marathon zu laufen. Das taten wir dann auch. Und seitdem laufe ich.
Ich mag vieles am Laufen: Ich mag, dass mein Kopf frei wird – meistens denke ich beim Laufen einfach ans Laufen. Ich mag die Anstrengung, jedenfalls manchmal, zumindest hinterher. Ich mag es, selbstgesteckte Ziele zu erreichen. Ich mag es auch, mich im Wettkampf mit anderen Läufern zu messen. Vor allem aber brauche ich es, um mich fit zu fühlen – körperlich und auch im Kopf.
Wie läufst du normalerweise? Wie lange läufst du? Und mit welchem Tempo?
Typische Beraterantwort: Es kommt drauf an 😉Im Ernst: Ich variiere wirklich ständig. Wenn ich auf einem Bestzeit-Marathon trainiere, habe ich einen Plan, den ich auch meistens einhalte. Dann versuche ich schon im Winter ein paar lange Läufe zu machen, um die Grundlagen zu setzen. Dann kommt oft eine Phase des Tempo-Aufbaus – da mag ich inzwischen Yasso-Intervalle sehr. Und die letzten acht Wochen trainiere ich nach dem Greif-Countdown, also 1x Intervalle, 1x Tempodauerlauf, 1x Langer Lauf, sonst locker.Dieses Jahr jage ich keine Persönliche Bestzeit, dafür begleite ich meine Freundin auf dem Weg zu ihrem zweiten Marathon. Ganz ohne Ziel würde ich sicher längst wieder zum Quartalsläufer mutiert sein.Apropos: Meine große Schwäche sind Tempodauerläufe, zu denen muss ich mich wirklich zwingen (lassen) …
Hast du eine Lieblingsrunde?
Einige. Ich habe eine Lieblingsrunde für morgendliche lockere Läufe: im Volkspark Friedrichshain. Dort gibt es auch eine 800m-Runde, die ich gerne für die längeren Intervalle nutze. Die kürzeren Intervalle laufe ich auf einer nahegelegenen 400m-Bahn. Ich habe zwei alternative Strecken für Tempodauerläufe: flach und wenig Ampeln. Und für die langen Läufe habe ich inzwischen einige schöne Alternativen in Berlin gefunden: Plänterwald, Müggelsee, Gärten der Welt, selten auch Grunewald.Alleine laufe ich oft dieselben Strecken. Es sei denn ich bin irgendwo unterwegs und habe noch keine Standardstrecke. Aber wenn ich mit jemandem zusammen laufe, lasse ich mich gerne einfach mitziehen und lerne so neue Lieblingsrunden kennen.
Läufst du alleine oder mit Freunden? Läuft deine Partnerin mit dir?
Sowohl als auch. Wenn ich außerhalb von Berlin beruflich unterwegs bin, laufe ich meist alleine: raus aus dem Hotel, Umgebung erkunden, zurück ins Hotel. Doch wenn ich die Zeit dafür habe, frage ich vorher den #Twitterlauftreff und oft findet sich dann ein spontaner Laufpartner, den ich vielleicht vorher noch nie real getroffen hatte – so etwas ist spannend und funktioniert auch umgekehrt, wenn jemand zufällig in Berlin ist und anfragt.Wenn ich daheim in Berlin bin, laufe ich meistens entweder mit Hugo oder mit meiner Freundin. Ich laufe in der Regel früh morgens und (insbesondere bei nicht so perfektem Wetter) brauche ich dann eine Verabredung als „sozialen Druck“, sonst bliebe ich oft einfach etwas länger im Bett liegen … Es sei denn, es geht auf einen Bestzeit-Marathon zu, dann klappt es besser mit der Motivation – und dann muss ich auch zwangsläufig immer mal wieder alleine laufen, um mein ganz individuelles Tempo laufen zu können. Wobei Fahrtspiel und Intervalle gute Trainingseinheiten sind, bei denen jeder das eigene Tempo laufen und man sich dann in den lockeren Abschnitten wieder treffen kann.Aktuell laufe ich fast ausschließlich mit meiner Freundin in Vorbereitung ihres zweiten Marathons.
Ja und nein. Nein: Ich bin kein Vereinsmitglied und auch sonst nicht an einen klassischen Lauftreff oder an eine dieser Laufgruppen eines Sportartikelherstellers gebunden. Aber ja: Ich bin Teil des virtuellen #Twitterlauftreffs 🙂
Hast du Vorbilder im Laufen?
Ganz klares Nein! Vorbilder habe ich keine!Wobei es natürlich einige Läufer gab und gibt, die mich tief beeindrucken: Mein Bruder wie bereits gesagt. Dann fallen mir spontan Thomas Wessinghage, Patriz Ilg und natürlich Dieter Baumann ein, mit denen ich früher mitgefiebert habe. Der immer fröhliche Haile Gebrselassie war die prägende Figur meiner eigenen frühen Marathonjahre, auch die Läufe von Viktor Röthlin habe ich immer verfolgt. Aktuell finde ich natürlich Mo Farah sehr beeindruckend und Arne Gabius! Auch mit Sabrina Mockenhaupt fiebere ich mit.Wobei sich meine Aufmerksamkeit danke des #Twitterlauftreffs inzwischen komplett verschoben hat: Was @gpway, @TriathlonDog, @GUracell, @TriTimtation, @woody217 und all die anderen so leisten, ist einfach der Wahnsinn! Beeindruckend! Von meiner Freundin @littlepeaco ganz zu schweigen! Wenn man so will: vorbildlich!
Wie organisierst du dein Training? Wie passt das Training in deinen Tagesablauf?
Ich laufe grundsätzlich früh morgens, nüchtern. Dann habe ich gleich ordentlich Sauerstoff getankt und – egal wie der restliche Tag läuft – schon etwas geleistet! Aber ich kann das auch gar nicht anders: Abends – nach einem langen Arbeitstag – bekomme ich sofort Seitenstiche, das habe ich früh aufgegeben.Und um auch wirklich früh morgens loszulaufen, zwinge ich mich per Verabredung und lasse mich von meiner Freundin – eine notorische Frühaufsteherin – aus dem Bett schmeißen.
Ja, unbedingt! Allerdings bin ich da seltsam „altmodisch“: Seit Jahren laufe ich mit meiner Garmin Forerunner 305 – die ist einfach unkaputtbar – und synchronisiere mit der kostenlosen SportTracks Windows App. Das funktioniert und reicht mir. Aber irgendwann werde ich wohl umsteigen müssen.
Was ist deine Lieblings-Trainingseinheit?
Ich mag Fahrtspiel und Intervalltraining. Um in einer neuen Saison wieder auf Tempo zu kommen, stehe ich auf die Yasso 800er Intervalle. Aber auch lange, lockere Läufe mit einer Prise Sightseeing genieße ich.
Was hat dir das Laufen gelehrt?
Laufen ist Leben. Dass es mir gut tut, habe ich schon früh bemerkt – dass es aber sogar dann hilft, wenn ich eigentlich verletzt bin, habe ich in den letzten Jahren gelernt: Meine Rückenprobleme, meine Achillessehnenentzündung, meine Plantarfasziitis, … alles habe ich quasi „weggelaufen“, nachdem Schonung zuvor keine Besserung gebracht hatte.Und noch etwas: Ein kleines Bisschen Demut! Es gibt immer jemanden, der schneller ist, der weiter rennen kann, der verrücktere Läufe absolviert. Mir geht es darum, mich selbst immer mal wieder herauszufordern, meine eigenen Grenzen zu verschieben. All die anderen sind dafür eine tolle Inspiration aber ich vergleiche mich nicht mehr! Und umgekehrt: Wie viele Leute staunen, wenn ich erzähle, dass ich den Berlin-Marathon „als Wasserträger“ gemeinsam mit meiner Freundin laufen werde. Für mich ist es inzwischen einfach „nur“ der 19. Marathon (inkl. zwei kleiner Ultras), also eigentlich nichts besonderes mehr … für die meisten Menschen ist das aber fast unvorstellbar. Das versuche ich mir immer wieder vor Augen zu führen und mich einfach zu freuen, dass ich laufe!
Welches sind deine Ziele im Laufen? Gibt es z.B. einen bestimmten Lauf, den du mal machen möchtest oder eine Zeit die du erreichen willst?
Ich möchte ein Mal einen Marathon unter drei Stunden laufen! Und/ oder mich für den New York City Marathon per Zeit qualifizieren! Und wenn ich das geschafft habe, möchte ich ein wenig in die Ultralaufszene hineinschnuppern: „Einmal musst Du nach Biel“ 😉